Prag Berlin Festival 2012 präsentiert der Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland mit Theater- und Filmaufführungen, Konzerten, Ausstellungen und Lesungen sowohl Vertreter der jüngsten Künstlergeneration, als auch Künstler, die zur Zeit des Kommunismus als Dissidenten im Untergrund tätig waren oder in den Westen emigrieren mussten. Über das Festival.

Vielen Dank an unsere Sponsoren!

Programm

  • 12. November 2012 um 19 Uhr, Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin
  • 26. November 2012 um 19 Uhr, Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin
  • SAM
    06. Dezember 2012 um 19 Uhr, Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin
  • 19. Dezember 2012 um 20 Uhr, Theater Ballhaus-Ost, Pappelallee 15, 10437 Berlin
  • Donnerstag, 13. Dezember 2012, um 19 Uhr, im Festsaal des Berliner Rathauses.
  • Mittwoch, 16. Januar 2013, um 19:00 Uhr, im Festsaal des Berliner Rathauses.
  • 28. Januar 2013 um 18 Uhr, Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin
  • von Michael Bielicky & Kamila Richter
    15. März—11. April 2013, Eröffnung: Donnerstag, 14. März, 19—21 Uhr, Tschechisches Zentrum Berlin, Wilhelmstr. 44/Eingang Mohrenstr. 10117 Berlin
 

Attentat auf R. Heydrich und die Vernichtung von Lidice und Lezaky

12. November 2012 um 19 Uhr
Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin
Film, Ausstellung und Symposion über das Attentat auf Reinhard Heydrich, den "Schlächter von Prag" und die Vernichtung der Böhmischen Dörfer Lidice und Lezaky vor 70 Jahren, mit den Historikern PhDR. Pavel Zeman, Institut für das Studium totalitärer Regime, Dr. Michal Simunek, Akademie der Wissenschaft CR, statt.

In den Morgenstunden des 15. März 1939 überschritten die Truppen der deutschen Wehrmacht die tschechoslowakischen Grenzen und bald darauf wurde von den Nazis das Protektorat Böhmen und Mähren proklamiert. Doch die ehemalige Tschechoslowakei hörte in der freien Welt keineswegs auf zu existieren. Im Gegenteil: Die tschechoslowakische „Auslandsaktion“, wie später die diplomatischen Aktivitäten unter der Führung von Präsident Edvard Benes genannt wurden, begann buchstäblich am darauf folgenden Tag, d.h. am 16. März 1939. Die tschechoslowakischen diplomatischen Vertretungen in den meisten freien Ländern der Welt arbeiteten weiter, denn die Entstehung des Protektorats Böhmen und Mähren wurde als klarer Bruch des internationalen Rechtes von Seiten des nationalsozialistischen Deutschlands betrachtet.

Die Ausland-Tschechoslowaken standen also schon ein halbes Jahr vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in klarer Gegnerschaft zum nationalsozialistischen Deutschland. Ihr Weg zu einer vollwertigen Anerkennung im Sinne einer tschechoslowakischen Exil-Regierung war aber noch sehr lang und kompliziert. Auch nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges im September 1939 war die Position der tschechoslowakischen Exil-Politiker nicht einfach. Die Existenz des Protektorats und des slowakischen Staates, der sogar als ein "Verbündeter" Deutschlands galt, erschwerte ihre Position bei den Alliierten beträchtlich. Trotz der spezifischen politischen und vor allem geographischen Bedingungen in der Heimat, die die Aktionen des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten erschwerten, konnte die Exil-Führung bald eine ganze Reihe von bedeutsamen Aktionen der "rèsistence", die vom Ausland aus organisiert wurden, vorweisen und somit das Bild der gemeinsam mit den Alliierten gegen Hitler "kämpfenden Tschechoslowakei" festigen. Der Höhepunkt dieser Aktivitäten war das Attentat auf Reinhard Heydrich:
Am 27. Mai 1942 verübten die Widerstandskämpfer und Mitglieder der tschechoslowakischen Exilarmee in Großbritannien, Josef Gabcik und Jan Kubis, ihr Attentat, auf Reinhard Heydrich Chef des Reichssicherheitshauptamtes und Reichsprotektor im Protektorat Böhmen und Mähren. Heydrich war durch eine Handgranate schwer verletzt worden und starb einige Tage später an den Folgen dieser Verletzungen.
Der Anschlag auf Heydrich war das einzige erfolgreiche Attentat auf einen hohen NS-Funktionär in Europa und war nicht nur für die Böhmischen Länder, sondern für Europa und die ganze Welt von großer Bedeutung.
Es wurde ein Zeichen gesetzt: nicht alle Menschen in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten verhielten sich wie Opfer und verharrten in Passivität, es gab auch zahlreiche, die Mut zum Widerstand bewiesen und sich aktiv zur Wehr setzten.

Ein Monat nach dem Attentat erfolgte die endgültige Anerkennung der tschechoslowakischen Exil-Regierung von Präsident Benes durch die britische Regierung, die dazu noch offiziell verlautbarte, dass sie sich nicht mehr an die Verträge aus dem Münchener Abkommen von 1938 gebunden fühlt.
Nach dem Tod Heydrichs war die tschechische Bevölkerung brutalen Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt. Nur wenige Tage nach dem Attentat wurde als Racheakt das Dorf Lidice bei Prag dem Erdboden gleichgemacht. Alle männlichen Bewohner, die älter als 15 Jahre waren, wurden erschossen, Frauen und Kinder in das Konzentrationslager Ravensbrück nach Deutschland verschleppt. Auch mit anderen Terrorakten an verschiedenen weiteren Orten wüteten die Nazis und wollten Exempel statuieren. Diese Zeit wurde später von den Tschechen als Heydrichiade bezeichnet. Insgesamt wurden über 3000 Menschen verhaftet, mehr als 1300 wurden hingerichtet.
Heute zeigen wir u.a. auch den amerikanischen Spielfilm aus dem Jahr 1943 „Auch Henker sterben", der unter der Regie von Fritz Lang in Hollywood gedreht worden war. Das Drehbuch schrieb John Wexley nach einer Vorlage von Fritz Lang und Bertolt Brecht. Die Filmmusik stammt von Hanns Eisler und wurde 1944 mit einem Oscar ausgezeichnet. Zusammen mit "Casablanca" und Lubitschs "Sein oder Nichtsein" zählt „Auch Henker sterben" zu den erfolgreichsten antifaschistischen Hollywood-Filmen, die während des Zweiten Weltkriegs in den USA entstanden sind.
Danach findet eine Podiumsdiskussion u. a. mit dem Historiker Dr.Pavel Zeman vom Institut für das Studium totalitärer Regime statt. Der Filmemacher Stepan Benda wird die Diskussion moderieren.
 

Josef Fečo Quintett

26. November 2012 um 19 Uhr
Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin

Jazz, Romamusik und Lyrik von Ilse Weber, Petr Ginz, Hanus Hachenburg, Leo Strauss, František Petr Kien zum Gedenken an die ersten Transporte nach Theresienstadt vor 71 Jahren.
Am 24. November 1941 traf in der Sudetenkaserne in Theresienstadt eine Gruppe von 342 jungen jüdischen Männern ein, Mitglieder des Aufbaukommandos. Ihre Aufgabe war es, das Ghetto für die Ankunft weiterer Transporte vorzubereiten, die ab dem 30. November 1941 erwartet wurden. Die zur Deportation bestimmten Menschen erhielten eine Vorladung, sich an bestimmten Orten in größeren tschechischen Städten zusammen zu finden. 

 

Zuvor hatten sie ihr gesamtes Hab und Gut abgeben müssen, lediglich ein Gepäck von maximal 50 kg durften sie behalten. Einige Tage lang wurden in den Sammelstellen die administrativen Angelegenheiten erledigt, danach gingen die Transporte nach Theresienstadt ab. Zunächst  durften die Familien noch zusammen bleiben, bald schon aber wurden Männer, Frauen und Kinder  getrennt untergebracht. Im ersten Monat wurden 7.350 Juden aus dem Protektorat nach Theresienstadt deportiert. Die Züge kamen auf dem Bahnhof in Bohušovice nad Ohří an. Von dort wurden die Menschen  zu Fuß in das Ghetto getrieben. Viele Alte und Kranke überlebten die Strapazen nicht.

 

SAM

06. Dezember 2012 um 19 Uhr
Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin

Einakter von Katharina Schmitt
mit einem der besten europäischen Schauspieler, Karel Roden, in der Hauptrolle.

Regie: Kamila Polívková, Dramaturgie: Hermann Seeler, Musikalische Einstudierung: Sára Bukovská

in tschechischer Sprache mit deutschen Untertiteln.
Premiéra: 27.4.2012  80 Minuten ohne Pause

Mit ihrem Stück schärft die Autorin den Blick für die Regeln, denen wir uns unterwerfen oder implizit längst unterworfen sind. Die Normen jedenfalls, die dem Zusammenspiel von Arbeit, Kunst und Produktivität und dem Verhältnis von Zuschauer und (Kunst-)Objekt eingeprägt sind, werden in der Performance ebenso wie in Katharina Schmitts Theaterstück gewitzt gebrochen.

Das Kammertheater Prag hatte Ende Juli seine Tätigkeit eingestellt, nachdem der Prager Magistrat die Fördergelder gekürzt hatte. Beheimatet war das Ensemble seit 2002 im Theaterhaus Divadlo Komedie. In den letzten Jahren galt es als einziges tschechisches Theater von europäischem Format und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Katharina Schmitt wurde 1979 in Bremen geboren. Nach dem Abitur ging sie nach Prag und studierte dort von 2001 bis 2006 Schauspielregie an der Theaterfakultät der Akademie der musischen Künste. Seitdem inszeniert sie an Theatern in Tschechien und im deutschsprachigen Raum.

Heute hat sich unsere Botschaft in ein Theater verwandelt. Das Prager Kammertheater präsentiert uns die Aufführung „SAM“, ein Theaterstück von der  jungen Bühnenautorin Katharina Schmitt in der Regie von Kamila Polivkova.
Die Autorin bezieht sich auf das Selbstexperiment des New Yorker Künstlers Tehching Hsieh, der 1978-79 ein ganzes Jahr in einem 3,5 x 2,75 Meter großen Käfig verbrachte.
Katharina Schmitt wurde 1979 in Bremen geboren. Nach dem Abitur ging sie nach Prag und studierte dort von 2001 bis 2006 Schauspielregie an der Akademie der musischen Künste. 2006 erhielt sie für ihr Stück Knock-out den Lenz-Preis. Ihr Stück Im Pelz, nach Motiven des Romans Venus im Pelz von Leopold von Sacher-Masoch, entstand als Auftragswerk für das Schauspiel

Leipzig und wurde dort  2009 mit großem Erfolg uraufgeführt.
Die Hauptrolle spielt einer der besten tschechischen Schauspieler, Karel Roden, der mit dem Prager Kammertheater eng verbunden ist und viele große Rollen gespielt hat.
Er ist  auch der einzige tschechische Schauspieler, der sich in den letzen 60 Jahren in Hollywood durchgesetzt hat. Er spielte unter anderem mit Robert de Niro (er hat sich Karel Roden für sein Film ausgewählt), mit Wesley Snipes, Matt Damon oder Rowan Atkinson, bekannt als Mr.Bean.


Das Prager Kammertheater wurde mehrmals als "Theater des Jahres" in Tschechien ausgezeichnet. International kooperiert es mit führenden Bühnen wie dem Deutschen Theater Berlin, der Volksbühne Berlin, dem Staatsschauspiel München oder dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und repräsentiert das tschechische Theater auf internationalen Festivals wie den Salzburger Festspielen.  
Die Dramaturgie des Prager Kammertheaters befasste sich vorrangig mit der mitteleuropäischen Dramatik und Literatur von der Moderne bis zur Gegenwart. Den Schwerpunkt bildeten Erst- und Uraufführungen tschechischer und deutschsprachiger Texte. Das Prager Kammertheater hat über  70 Theaterprojekte realisiert und immer wieder seine herausragene Position in der tschechischen und Prager Kulturszene bewiesen.
In den letzten 10 Jahren galt das Prager Kammertheater als einziges tschechisches Theater von europäischem Format und wurde mehrfach ausgezeichnet.

Die Aufführung in der tschechischen Botschaft findet im Rahmen des Festivals tschechischer Kunst und Kultur „Prag-Berlin“ statt und wird durch den Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds, das Kulturministerium der Tschechischen Republik und die tschechische Botschaft in Berlin unterstützt. Das Festival trägt wesentlich dazu bei, dass hervorragende Werke aus den Bereichen Theater und Film, ebenso der Musik und Literatur sowie der bildenden Kunst aus dem Nachbarland Tschechien in Deutschland bekannt werden und Verbreitung finden. So erhalten Kulturinteressierte in der Bundesrepublik die Möglichkeit, sich sowohl mit den aktuellsten Entwicklungen in den einzelnen Genres der tschechischen Kunst und Kultur als auch mit der Pflege des kulturellen Erbes vertraut zu machen und sich damit auseinanderzusetzen. Zugleich regt das Festival einen sich gegenseitig bereichernden Austausch von Kulturschaffenden beider Länder an.

 

 

Rainer Werner Fassbinder

19. Dezember 2012 um 20 Uhr
Theater Ballhaus-Ost, Pappelallee 15, 10437 Berlin

Der Müll, die Stadt und der Tod,

eine Aufführung des Kammertheaters Prag, in der Regie von Dusan David Parizek,

in tschechischer Sprache mit deutschen Untertiteln. Premiéra: 15.12.2011, 105 Minuten ohne Pause

Das Theaterstück "Der Müll, die Stadt und der Tod" gilt als größter Skandal der Nachkriegs-Theatergeschichte. Die bedeutendste 

Bühne Tschechiens Prager Kammertheater setzte sich mit einem berühmt-berüchtigten Stück von Rainer Werner Fassbinder, auseinander.

Das Kammertheater Prag hatte Ende Juli seine Tätigkeit eingestellt, nachdem der Prager Magistrat die Fördergelder gekürzt hatte. Beheimatet war das Ensemble seit 2002 im Theaterhaus Divadlo Komedie. In den letzten Jahren galt es als einziges tschechisches Theater von europäischem Format und wurde mehrfach ausgezeichnet.   

 

Neujahrskonzert

Mittwoch, 16. Januar 2013, um 19:00 Uhr
im Festsaal des Berliner Rathauses.

(Ernest Chausson, Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett)
mit dem Geigenvirtuosen Pavel Sporcl, Wihan-Quartett und P. Jirikovski am Klavier   

 

Konzert mit Zuzana Lapcikova Sextett

28. Januar 2013 um 18 Uhr
Botschaft Tschechische Republik, Wilhelmstr. 44, 10117 Berlin

Unter der Überschrift „Zerstörte Vielfalt" hat der Berliner Senat in diesem Jahr eine Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen der Erinnerung und des Mahnens zusammengefasst. Sie sollen der unzähligen Opfer des Nazi-Regimes gedenken, das vor genau 80 Jahren errichtet worden war und in den Jahren darauf systematisch die vielfältige Landschaft unterschiedlicher, sich gegenseitig bereichernder Kulturen gewaltsam zunichte gemacht hat. Die Narben sind bis heute sichtbar, nicht nur in Berlin, sondern auch in Prag.

In diesem Kontext ist es nur zu gut und wichtig, dass das Festival der Tschechischen Kunst und Kultur auch in diesem Jahr – so wie in den Jahren zuvor - wieder eine Veranstaltung zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz anbietet. Denn Rassismus und Nationalismus können gar nicht oft genug angeprangert werden. Gerade in der heutigen Zeit, in der rechtsradikale Kräfte immer offener versuchen, die unter der Hitler-Diktatur verübten Verbrechen zu verharmlosen und ihre menschenfeindliche Ideologie zu verbreiten, dürfen die Opfer der NS-Vernichtungslager nicht in Vergessenheit geraten.

Wir wollen uns heute an den Prager Künstler Karel Švenk erinnern. Švenk war ab Mitte der 30-er Jahre in der Tschechoslowakei und auch noch nach der deutschen Besetzung in den ersten Jahren des so genannten Protektorats ein gefeierter Komiker. Er gehörte dem politisch linken Spektrum an und war als Schauspieler, Autor, Regisseur und Komponist sowohl in Prag als auch in der tschechischen Provinz tätig.

Karel Svenk 1942 KZ Theresienstadt

Am 24. November 1941 wurde er verhaftet und mit dem ersten Transport nach Theresienstadt deportiert. In dem Lager schuf er schon bald zusammen mit dem Komponisten Rafael Schächter, der auch in Theresienstadt interniert war, Kabarettrevuen, die im Rahmen der sogenannten Kameradschaftsabende für die Lagerinsassen aufgeführt wurden. Die Revuen mit Titeln wie „Die verlorene Essensmarke" oder „Alles geht" waren nach Berichten von Zeitzeugen politisch ausgerichtet, wagten sogar Kritik an Missständen im Lager und griffen die nationalsozialistische Ideologie und Rassentheorie an. Von der Lagerleitung dennoch als „Strategie der Aufmunterung" geduldet stärkten sie zugleich den Überlebenswillen der im Ghetto lebenden Männer, Frauen und Kinder. 

Bekannt wurde Švenk nicht zuletzt durch den von ihm komponierten „Theresienstadt-Marsch", der zur heimlichen „Lagerhymne" wurde. Wo es heißt: „Vsechno jde, kdyz se chce, za ruce se vezmeme: Ja, ty, on, my – vsichni budeme se smat, übersetzt etwa: Alles geht, wenn man nur will, wir fassen uns bei den Händen: Ich, du, er, wir und lachen zusammen. Anfang Oktober wurde Karel Švenk zunächst nach Auschwitz deportiert, von dort sollte er kurz vor Kriegsende im Frühjahr 1945 nach Mauthausen gebracht werden. Auf diesem Transport verstarb Švenk im Alter von gerade 28 Jahren.

Das Thema „Kabarett im KZ" hat die Autorin und Regisseurin Sibylle Schönemann gefangen genommen und zu einem Film animiert. In ihrem 1997 entstandenen filmischen Dokument zeichnet sie nach, wie drei Frauen nach Theresienstadt gehen und sich dort auf die Suche nach Spuren des Kabarettisten, Pianisten, Komponisten, Dichters und Sängers Karel Švenk machen. Zu Beginn hatten sie nicht viel Material: Ein Foto, einige Texte und 58 Sekunden Film einer riskanten Kabarettnummer. Sie sprachen mit Menschen, die das Grauen überlebt haben, rekonstruierten so Svenks Biographie und hoben damit zugleich die Anonymität eines millionenfachen Todes auf.

Victoria im Dokumentarfilm Diese Tage in Terezin

Sibylle Schönemann hat selbst Diktatur-Erfahrungen unter einem kommunistischen Regime gemacht. Sie wurde 1953 in Ost-Berlin geboren. Zu DDR-Zeiten arbeitete sie in den 70er Jahren zunächst als Regieassistentin im DEFA-Studio für Spielfilme, später studierte sie Regie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg. Von 1980 bis 1984 war sie Regieassistentin und Dramaturgin im DEFA-Studio für Spielfilme. Dann wurde sie von der Staatssicherheit in Haft genommen. Allerdings konnte sie 1985 von der Bundesregierung als politscher Häftling freigekauft werden. Sie war danach zunächst in Hamburg als Filmdramaturgin tätig. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin und Filmemacherin in Berlin. Frau Schönemann ist am heutigen Abend anwesend und wir begrüßen Sie herzlich bei uns.
Zugleich freuen wir uns, dass heute Abend Zuzana Lapčíková mit ihrem Sextett bei uns zu Gast ist. Sie gehört seit Jahren zu den bedeutendsten Musikerinnen in Tschechien. Wir freuen uns auf die Arrangements, die sie gemeinsam mit ihren ausgezeichneten Musiker-Kollegen für den heutigen Abend vorbereitet hat.

 

Why Don’t We

von Michael Bielicky & Kamila Richter
15. März—11. April 2013
Eröffnung: Donnerstag, 14. März, 19—21 Uhr
Tschechisches Zentrum Berlin
Wilhelmstr. 44/Eingang Mohrenstr. 10117 Berlin

 

Der in 2013 erstellte “Film” Why Don’t We ist eine Art von neuartigem Stummfilm, der mit Echtzeitdaten des Sozialen Netzwerkes Twitter kommuniziert, in dem vor jeder Szene eine Tafel mit einem frischen Twitter-Komentar als Ankündigung für die nächste Szene erscheint. Gleichzeitig erscheinen innerhalb der Szenen ebenfalls Echtzeit -Twitter-Nachrichten.

Die Arbeit hat seine Ursprünge in den vergangenen Projekten – Falling Times und Garden of Error and Decay. Die Weiterentwicklung des inzwischen komplex gewordenen Programms CHAIM ( das Leben ), mit dem hier zum ersten mal Sequenzen von Szenen erzeugt werden können, ermöglicht es immer wieder neue Filminhalte zu erstellen, die mit unterschiedlichsten Datenquellen (Twitter, Nachrichten, usw) kommunizieren werden.

 

Der “Film” Why Don’t We thematisiert den Zustand des heutigen sozial- und ökonomisch-vernetzten menschlichen Organismus und zeigt Abläufe, Zusammenhänge, Komplexitäten sowohl die nicht mehr wegzudenkende ubiquäre Verzahnung von parallelen Ereignissen. Das was die Ereignisse bedingt, ist allerdings heute nicht mehr durchschaubar. Das globale Dasein des Menschen hat eine neue Dimension erreicht.

https://www.facebook.com/TschechischesZentrum
http://tzberlin.de/

 

Über uns

Festival tschechischer Kunst und Kultur präsentiert der Öffentlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland mit Theater- und Filmaufführungen, Konzerten, Ausstellungen und Lesungen sowohl Vertreter der jüngsten Künstlergeneration, als auch Künstler, die zur Zeit des Kommunismus als Dissidenten im Untergrund tätig waren oder in den Westen emigrieren mussten. Die Künstler vermitteln durch ihre Werke zugleich ihr Bild von der heutigen tschechischen Gesellschaft, denn Kunst und Kultur sind stets das Spiegelbild der jeweiligen gesellschaftlichen Befindlichkeit eines Volkes sowie dessen moralischer und geistiger Werte.

Durch all diese Aktivitäten trägt das Festival in entscheidendem Maße zur besseren Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen und damit zugleich zum weiteren Zusammenwachsen in Europa bei. Mit seinen vielseitigen Angeboten weckt es bei Menschen aller Generationen das Interesse, sich näher mit dem jeweils anderen Land zu beschäftigen. Das Festival hilft darüber hinaus die bis heute teilweise noch weit verbreitete Unkenntnis der Kultur, Traditionen und Befindlichkeiten des jeweils anderen Volkes abzubauen, sowie die Sprachbarriere zu überwinden. Nicht zuletzt entsteht eine starke nachhaltige Wirkung: Es werden lang anhaltende Kontakte zwischen Künstlern verschiedener Genres aus beiden Ländern geknüpft. Durch die gegenseitige Inspiration entstehen immer wieder neue deutsch-tschechische Projekte. Somit bildet sich in kürzester Zeit ein Netzwerk von Kulturschaffenden und kulturellen Institutionen aus beiden Ländern heraus, die künftig der Motor für den bilateralen Austausch auf dem Gebiet der verschiedenen Künste sein werden. Damit erfüllt das Festival nicht nur gesellschaftliche, sondern zugleich auch eine politische Aufgabe.

Führende Politiker beider Länder haben die Bedeutung des Festivals von Anfang an erkannt. Seit dem ersten Jahrgang haben der Kulturminister Tschechiens und der Bundesrepublik Deutschland, der Regierende der Regierende Bürgermeister von Berlin, der Primator von Prag sowie der tschechische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland die Schirmherrschaft über das Festival übernommen.

Zur Geschichte des Festivals Tschechischer Kunst und Kultur und des deutsch-tschechischen Kulturprojekts „Erbe und Zukunft“

Im Bemühen um die gegenseitige Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen haben die Initiatoren des Festivals langjährige und umfassende Erfahrungen gesammelt. Vorläufer des Festivals war eine seit 1977 andauernde kultur-politische Tätigkeit, die mit finanzieller Unterstützung des Kulturministeriums von Baden-Württemberg ins Leben gerufen worden war.
Auf Schloss ob Ellwangen trafen sich im Rahmen eines Sommerfestivals alljährlich tschechische und deutsche Künstler, um ihre künstlerischen Produktionen zu präsentieren. Zugleich kam es zu Begegnungen zwischen Exiltschechen mit ihren Kollegen aus der Heimat, die als Gäste der Schloßfestspiele kamen um sich an verschiedenen Symposien und Podiumsdiskussionen zu beteiligten.
Nach der Wende 1990 wurden diese Aktivitäten auch in der Tschechoslowakei weitergeführt und ausgeweitet. Unter dem Titel „Erbe und Zukunft“ wurden in 73 Städten des Landes in Zusammenarbeit mit Kreis- und Regionalverwaltungen, Vereinen der deutschen Minderheit sowie tschechischen und slowakischen Kultureinrichtungen Ausstellungen, Theatervorstellungen, Konzerte, Vorträge und Podiumsdiskussionen veranstaltet. Diese internationale Zusammenarbeit stand unter der Schirmherrschaft der Außenministerien beider Länder.
Aus Anlass der Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung im Jahre 1997 brachte der damalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel der Initiative „Erbe und Zukunft“ seinen tief empfundenen Dank für die bedeutende Hilfe zur Überwindung des gegenseitigen Misstrauens zwischen beiden Völkern zum Ausdruck und bezeichnete sie als „erfolgreiche Diplomatie der kleinen Schritte“.
Im Zuge dieses Projekts wurden der tschechischen Bevölkerung deutsche Künstler und Werke vorgestellt, die auf die gemeinsamen Traditionen beider Länder verwiesen. Angesichts von 150 Kulturveranstaltungen, die jährlich dem tschechischen Publikum geboten wurden, kann man davon augehen, dass die Mehrzahl der Bevölkerung Tschechiens heute mit der gegenwärtigen kulturellen Entwicklung und der kulturellen Tradition Deutschlands vertraut ist.
Doch war es nun nötiger denn je, das bestehende Informationsdefizit über die gemeinsamen kulturellen Traditionen und das gemeinsame kulturelle Erbe von Tschechen und Deutschen in der Bundesrepublik Deutschland abzubauen. Dies gelingt am besten dadurch, Aktivitäten des kulturellen und künstlerischen Schaffens aus Tschechien in Deutschland zu präsentieren, um bei der deutschen Bevölkerung ein Interesse dem Nachbarland zu wecken. Denn mit Tschechien hat Deutschland die längste gemeinsame Grenze. Daraus ergeben sich nicht zuletzt unzählige lebensnotwendige Kontakte, die das alltägliche Leben mitbestimmen.
Die Entstehung des Festivals der Tschechischen Kunst und Kultur war somit eine natürliche und notwendige Entwicklung einer Initiative, die heute bereits auf eine 33-jährige Geschichte verweisen kann und die grundlegend zu einem konstruktiven Dialog zwischen Deutschen und Tschechen beiträgt. 

 

Sponsoren

 

Impressum

Künstlerinitiative: Festival tschechischer Kunst und Kultur "Prag-Berlin"

Künstlerische Leitung:
Dusan-Robert Parisek
E-Mail d.r.parisek@prag-berlin-festival.de

Dramaturgie:
Dipl. Ing. Dobra Parizek-Tusa
E-Mail dramaturgie@f-p-b.de

Copyright
Die Texte und Fotos auf den Seiten der Domäne www.prag-berlin-festival.de  sind urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren dieser Dateien und ihre evtl. Veränderung sind daher ohne Genehmigung des Urhebers (Festival tschechischer Kunst und Kultur) nicht gestattet. Unberührt davon bleibt selbstverständlich das Kopieren der Dateien auf eigenen Rechner, um sich die Webseiten auf einem Browser anzuschauen.
Für die Inhalte auf den verlingten Seiten wird keine Haftung übernommen. Es wird ausdrücklich erklärt, dass auf die außerhalb der Domain des Festivals tschechischer Kunst und Kultur liegenden Seiten kein Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalt genommen wurde und somit eine Verantwortung nicht übernommen werden kann.